Offenes Wort über Karl-Heinz Moessner
GK Englisch (Moessner)


Einige von euch werden sich, wenn sie die Überschrift dieses Artikels lesen, bestimmt die Hände reiben und sich denken: Jawoll, gib’s ihm, lieber Autor; zieh’ richtig über ihn her, er hat’s nicht besser verdient !! 

Genau diese Leute möchte ich jetzt enttäuschen! Bereits vor meinem 12. Schuljahr, in den Sommerferien ‘92, ging das Gerücht um, daß der Englisch-GK dieses Jahr von Herrn Moessner abgehalten werden wird. Ab diesem Moment gingen bei mir dann schon die ersten Kondolenzbekundungen ein. Ganz klar ging ich in die erste Englischstunde im neuen Schuljahr mit einer gehörigen Portion Skepsis- und jawoll, wie geweissagt kam er dann auch in unser Zimmer. Zu diesem Augenblick dachte ich mir: ” Na, das kann ja heiter werden mit dem, wenn der schon so ein Image
hat- Schei.. , und das 2 ganze Jahre!! ” Folglich erwartete ich bereits am Anfang von 12.1 die ersten Vokabel-Tests, Unmengen an Hausarbeiten, einen immer schlecht gelaunten Lehrer, der uns Schüler mit Freude unterdrückt und keine Kritik duldet, ganz zu schweigen von unfairer Benotung. Trotz der Tatsache, daß in den ersten paar Wochen nichts des oben Genannten eintrat, hielt meine Skepsis noch eine geraume Zeit an. Dies liegt zum Teil auch an der Art von Herr Moessner - sie ist eben gewöhnungsbedürfig. Das soll aber noch lange nicht heißen, daß sie schlecht ist, bei weitem nicht, so sehe ich das mittlerweile. 

Es stimmt schon, daß Herr Moessner mehr verlangt als andere Lehrer, aber ich finde er verlangt nichts Unmögliches. Manchmal sah er nicht ein, daß Englisch für uns alle eben doch nur Grund- und nicht Leistungskurs war, wenn er forderte, daß wir mehr dafür machen sollten. Seine Benotungsmaßstäbe sind ein wenig höher angesetzt als allgemein, und er geht auch schnell mal in die Luft, aber das war’s an schlechten Eigenschaften dann schon. Wenn Schüler sich an der berühmten moessnerschen Strichliste für mündliche Mitarbeit stören, so kann ich das nicht verstehen. Diese Schüler sollten sich einmal Gedanken darüber machen, wie andere Lehrer die mündliche Note ermitteln. Da gibt es vielleicht sogar Fälle, wo Noten gewürfelt werden oder von der momentanen Stimmung des Lehrers abhängen, möglicherweise sogar von der Rocklänge. Die Strichlistenmethode scheint mir hierbei noch die beste, weil objektivste, zu sein. 

Erfahrungen, wie man sie im Abiklecks ‘92 ausgedrückt hat, daß Herr Moessner jede offene Diskussion im Keim erstickt, habe ich eigentlich nicht gemacht. Immer wenn er wirklich massiv etwas abgebrochen hat, war entweder wirklich die Zeit gerade knapp, oder es wurde blöd um die eigentliche Fragestellung herumgelabert. Manche Schüler sind einfach ruhig, wenn sie nichts oder nur Bruchstücke wissen, andere müssen aber eben trotzdem irgendwas “rausschwetzen” und sind dann manchmal auch noch beleidigt, wenn sie nach 3 Sätzen, die überhaupt nichts mit der Frage zu tun haben, endlich unterbrochen werden. Weiter meine ich, wie auch mehrere Klassenkameraden, daß Herr Moessner alles andere als ungerecht und
willkürlich ist. In unserem Kurs ist mir nicht aufgefallen, daß er jemals etwas gemacht hat, was er vorher nicht auch genauso angekündigt hatte, so z.B.: Von Anfang an sagte er, daß die mündliche Mitarbeit mit ca 50% Gewichtung in die Endnote fallen wird, und so geschah es dann auch. Auch ich, der ich diesen Artikel schreibe, durfte mit meinen 6-7 Notenpunkten, die ich so durchschnittlich für mündliche Mitarbeit bekam, gehörig an meiner Endnote abspecken. Und ich muß weiter sagen, daß ich mündlich auch nicht mehr verdient gehabt hätte.

Ist es also die Schuld von Herr Moessner, daß er die Noten, die er für die mündliche Mitarbeit vergibt, auch so stark miteinrechnet, wie er es angekündigt
hat?! Ist er deshalb böser als andere Lehrer, die die mündliche Mitarbeit als Benotungskriterium immer androhen, dies aber nie verwirklichen! Nachdem mindestens 1 Monat zu jeder Englischstunde mindestens ein Schüler immer zu spät kam, sagte er, daß ab nächster Stunde Einlaß ins Klassenzimmer nur noch bis 1 Minute nach dem Klingeln zum Unterrichtsbeginn gegeben wird. Mich hat das oftmalige Klopfen in den ersten 10 Minuten nach Stundenbeginn zwar nicht gestört - ihn wohl aber schon. 

Nach fast jeder Stunde, die ich bei Herrn Moessner hatte, konnte ich eigentlich
fast immer behaupten, daß man merkte, daß er sich auf die vergangene Stunde vorbereitet hatte. Man spürte, daß es sein Bestreben war, den Schülern wirklich etwas beizubringen. Deshalb opferte er auch gewiß einige Zeit, wenn er für die Interessierten Material, das nicht verpflichtend war, zusammenstellte. Einmal war nach seiner Meinung wirklich eine Unterrichtsstunde schlecht gewesen. Deshalb erklärte er in der nächsten Engischstunde, daß seine letzte Stunde, die er in diesem Kurs gehalten hatte, “Müll” { O-Ton } war, und daß es ihm leid tue. So etwas habe ich von wenigen Lehrern bis jetzt gehört. 

Weiter darf man nicht zu erwähnen vergessen, daß Herr Moessner ein recht geselliger Typ sein kann, so z.B. als wir uns nach dem Besuch eines Theaterstücks
( “An Inspector calls” ) im Sägbock zusammensetzten. Man bemerkte richtig, wie gut es ihm tat, einmal mit Schülern anders zu sprechen, nicht als Lehrer der vorn am Lehrerpult sitzt und der Gegenspieler zu einer ganzen Klasse ist.

Ob Herr Moessner in früheren Jahren sich gegenüber den Schülern anders verhalten hat, oder ob von Anfang an das Verhältnis zwischen der Klasse und ihm durch Erzählungen und Gerüchte über ihn vorherbestimmt war, weiß ich nicht. Aber irgendwas muß es ja gewesen sein, daß es zu solchen Berichten wie im Abiklecks ‘92 gekommen ist. 

In meinen 2 Jahren Englisch-GK bin ich mit Herrn Moessner als Englischlehrer eigentlich nicht schlecht gefahren. Man hat immer bemerkt, daß er Interesse daran hat, daß jeder weiterkommt, auch wenn er manchmal ein bißchen böse wirkte. Das war wahrscheinlich auch nur eine Schutzfunktion gegen die Angriffe, deren
er sich gewiß schon erwehren mußte. Deshalb ein Appell an alle, die später einmal Unterricht bei ihm haben: 

Gebt Moessner eine Chance !

Noch ein kleiner Tip an Herr Moessner für die Zukunft: Wenn die Schüler
Details eines Textes nicht wissen, so liegt es nicht immer daran, daß sie den Text nicht gelesen haben, sondern manchmal auch daran, daß sie ihn nicht auswendig gelernt haben.

Frank Gaiser (lyrisches Ich) und Torsten Scheck

Zum Verhältnis zwischen Lehrer und Schüler gab uns Herr Moessner in einem persönlichen Gespräch zu erkennen, daß nicht immer die Schüler an einem erbosten Verhalten des Lehrers schuld sind, sondern daß sie es vielmehr sind, die es zu spüren kriegen. An einem schlechten Verhalten der Schüler gegenüber der Lehrer kann man wiederum nicht nur die entsprechenden Schüler verantwortlich machen, sondern man muß auch hier außerschulische Umstände berücksichtigen. 



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